04 – Abschreibungen einfach erklärt

Achtung! Heute möchte ich dich warnen!

Es gibt Positionen in Deiner Buchhaltung, die kosten Dich im laufenden Geschäftsjahr keinen Cent, mindern aber Deinen aktuellen Gewinn trotzdem. Und oft sogar nicht zu knapp.

Welche Positionen ich damit jetzt meine, das erkläre ich Dir in dieser 4. Folge des „Zahlen im Griff Crashkurses".

Deine Zahlen im Griff zu haben, bedeutet auch, jederzeit zu verstehen, wie sich Dein Gewinn wirklich zusammensetzt.

Wenn du in Deine BWA, also die betriebswirtschaftliche Auswertung, die Du von deinem Steuerberater bekommst, reinschaust, wirst Du dort garantiert eine Position finden, die Abschreibung heißt. Im Vergleich zu den ganzen anderen Positionen in Deiner BWA ist diese ein bisschen besonders.

Das Besondere an der Abschreibungen

Lass uns einfach mal ein Beispiel machen!

Nehmen wir an, Du kaufst Dir einen Porsche.

Nehmen wir weiter an, das Finanzamt erkennt an, dass der Porsche betriebsnotwendig ist. Das ist nämlich die Voraussetzung, damit der Gegenwert für diesen Porsche auch als Teil Deines Betriebsvermögens anerkannt wird.

Im Zeitverlauf ist es nun mal so, dass der Wert Deines neuen Autos sinken wird.

Das ist ja normal.

Genau diesen Wertverlust, den dein Porsche jetzt leider Gottes erfährt, den möchte die Finanzbuchhaltung auch abbilden können.

Warum möchte die Finanzbuchhaltung den Wertverlust abbilden?

Nun, es ist nun mal das oberste Ziel der Finanzbuchhaltung, ein möglichst realistisches Bild der Vermögens- und der Ertragslage Deines Unternehmens abzubilden.

Das heißt, die Finanzbuchhaltung möchte widerspiegeln, wie viel ist Dein Vermögen, also die Gegenstände, die Du in Deinem Betriebsvermögen aufführst, überhaupt wert.

Und Ertragslage bedeutet einfach, wie viel Gewinn machst du mit deinem Vermögen in deinem Geschäftsalltag. Dazu kommen wir später aber auch nochmal.

Das ist also das oberste Ziel der Finanzbuchhaltung.

Jetzt haben wir also festgestellt, es gibt diesen Wertverlust und die Finanzbuchhaltung möchte diesen Wertverlust darstellen können. Genau dafür nutzt die Finanzbuchhaltung das Instrument der Abschreibung.

Über die Abschreibung wird der Wert Deines Betriebsvermögen möglichst nah an den echten Wert Deines Autos herangeführt. Echter Wert meint nun den Wert, den Du erzielen würdest, wenn Du Dein Auto verkaufst.

Somit wird das ausgewiesene Betriebsvermögen ratierlich weniger wert, das wiederum bedeutet, dass Monat für Monat eine Anpassung erfolgt. Diese Anpassung findest Du in Deiner BWA oder Deiner GuV.

Also nur dieser Wertverlust oder anders ausgedrückt, die Minderung deines Betriebsvermögens, wird in deiner BWA gewinnmindernd abgebildet. Damit wird also Dein ausgewiesener Gewinn sinken, ohne dass du in diesem aktuellen Geschäftsjahr dafür wirklich Geld bezahlst.

Geldfluss und Ergebniswirkung ist also komplett entkoppelt.

Das Ganze nennt man Abschreibung.

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Abschreibungsarten, die Du kennen solltest

Es gibt für Dich als Selbstständigen zwei Arten von Abschreibung, die besonders wichtig für Dich sind.

Lineare Abschreibung

Überragende Bedeutung hat die sogenannte lineare Abschreibung, die Du z.B. für Büro- und Geschäftsausstattung, also Möbel, Computer, usw. nutzt.

Aber auch der Wert für andere Sachanlagen, wie Deine Büroräume oder eine (Lager-) Halle, die Du kaufst, wird über die lineare Abschreibung in Deiner Finanzbuchaltung angepasst.

Weitere Beispiele für solches Sachanlagevermögen können Maschinen sein die Du zur Produkterstellung benötigst oder auch immaterielle Wirtschaftsgüter, wie Lizenzen.

Auch deren Wert wird dann über eine sogenannte lineare Abschreibung monatlich angepasst.

Voraussetzung ist, dass diese Vermögensgegenstände länger als mindestens ein Jahr auch in deinem Betriebsvermögen sind. Es geht vor allem um Wirtschaftsgüter mit einem langfristigen Charakter.

Wie wird die lineare Abschreibung berechnet?

Es ist wirklich ganz einfach!

Du nimmst den Wert deines Porsches und teilst ihn durch die Nutzungsdauer. Dann erhältst du die jährliche Abschreibungsrate.

Anschaffungsbetrag / Nutzungsdauer = Abschreibungsrate


Wenn Du beispielsweise 60.000 Euro hast und teilst diese durch 5 Jahre Nutzungsdauer, dann hättest Du pro Jahr eine Abschreibungsrate von 12.000 Euro. Wenn Du das jetzt durch 12 Monate teilst, erhältst du eine entsprechende monatliche Abschreibungsrate von 1.000 Euro, die entsprechend in Deiner BWA stehen sollte.

Jetzt aber Achtung!

Du merkst, das die Nutzungsdauer für die Höhe der Abschreibungsrate ausschlaggebend ist und damit auch für den Betrag, um den Dein Gewinn in der BWA gemindert wird.

Jetzt wirst Du vielleicht denken, ich habe mir zwar einen Porsche gekauft, aber ich fahre den doch keine 5 Jahre, sondern nur 2 Jahre, weil dann kann ich diesen wieder zu einem guten Preis verkaufen.

Ja, das mag sein, aber für Betriebsvermögen, gibt es sogenannte Afa-Tabellen, die vom Bundesfinanzministerium herausgegeben werden. In diesem Tabellen findest du, über welchen Zeitraum du diese Vermögensgegenstände abschreiben darfst.

Für ein Auto steht da typischerweise 5 Jahre, also auch für deinen Porsche.

Das bedeutet, dass die buchhalterische Behandlung des Wertverlustes und des Betriebsvermögens abweichen kann von der tatsächlichen Nutzungsdauer, die Du beabsichtigst.

Am Ende, wenn du also Dein Auto vor den 5 Jahren wiederverkaufen würdest, würde Dein Porsche ja noch mit einem entsprechenden Restwert in Deinem Vermögen stehen. Das ist der Betrag, der herauskommt, wenn Du den Anschaffungswert von den berücksichtigten Abschreibungsraten abziehst. Der Betrag, der da rauskommt, das ist der sogenannte Restwert.

Wenn jetzt Dein Verkaufspreis höher als dieser Restwert ist, hast du einen sonstigen Ertrag. Wenn Du nur einen geringeren Verkaufspreis erzielen kannst, hast Du nochmal einen Sonderaufwand, eine Sonderabschreibung.

Am Ende ist also wichtig:
Du bist in Deinen tatsächlichen Entscheidungen nicht an die Nutzungsdauer gebunden, die Dir vom Bundesfinanzministerium vorgegeben wird, aber die buchhalterische Behandlung wird auf jeden Fall entsprechend erfolgen.

Das ist wichtig zu verstehen.

Das ist eigentlich schon alles zur linearen Abschreibung, was Du wirklich wissen musst.

Du kannst Dir also merken, es wird in gleichen Raten abgeschrieben über die gesamte Nutzungsdauer und es ist wirklich einfach zu berechnen, sobald du diese Afa-Tabellen vom Bundesfinanzministerium zur Verfügung hast. 

Abschreibungen für Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWGs)

Dann gibt es noch die zweite Abschreibungsart und die ist ein bisschen besonders. Ich meine die die Abschreibung für sogenannte geringwertige Wirtschaftsgüter (GWGs).

Hast du vielleicht auch schon mal gehört?

Geringwertige Wirtschaftsgüter sagt schon vieles. Geringwertige Wirtschaftsgüter sind Dinge, die du kaufst, die aber maximal 800 Euro (neuer Wert seit 1.01.2018) kosten.

Den Wert von GWGs, darfst Du sofort zu 100 % abschreiben.

Somit sind GWG-Abschreibungen sehr ähnlich wie Kosten, nur dass die GWGs auch zum Vermögen zählen. Trotzdem, darfst Du den Wert direkt voll abschreiben. Das heißt, deinen Gewinn entsprechend, und damit dann auch deine Steuerzahlung, mindern.

Es gibt ja diesen Zeitpunkt, da kauft man ganz gerne nochmal Sachen, die man sowieso benötigt, um möglichst Steuern auch zu sparen. Wobei ich immer davor warne, nur deshalb Dinge zu kaufen, um die Steuerlast zu mindern. Du solltest sie auch wirklich benötigen.

Es geht nicht darum Steuern zu sparen. Zum Thema Steuern kommen wir dann in in der nächsten Folge.

Warum sind jetzt Abschreibungen für dich als Unternehmer wirklich wichtig zu verstehen?

Da habe ich drei Punkte für dich mitgebracht.

Teil deiner Erfolgsrechnung, also deiner BWA.

Nur, wenn Du Deine Abschreibung verstanden hast, kannst Du Deinen Gewinn wirklich verstehen und kannst ihn vernünftig steuern.

Daher ist es wichtig, dass Du stets im Hinterkopf hast, dass Abschreibungen zwar Deinen Gewinn mindern, aber keine Zahlungen auslösen.

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Zahlungszeitpunkt vs. Gewinnwirkung

Wenn Du Deine Liquidität, also deinen Cash hochrechnest, um zu ermitteln, wie sich Dein Bankkonto in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird, dann solltest Du unbedingt die Abschreibungen rausrechnen. Das nennt man übrigens auch Liquiditäts-Forecast erstellen.

Warum?

Weil eben die Abschreibung rein buchhalterisch ist und der Zahlungszeitpunkt und somit der Cash-Effekt, zum Zeitpunkt der Anschaffung ist.

Also in dem Moment, in dem Du das neue Betriebsvermögen angeschafft hast, zahlst du. Und die Gewinnwirkung verteilst Du dann quasi auf die Nutzungsdauer.

Diesen Effekt zu verstehen, ist gerade für den Liquiditäts-Forecast sehr wichtig.

Abschreibungen sind Dein Zahlenspiegel

Du kannst Abschreibungen als Zahlenspiegel für den Wertverlust in Deinem Unternehmen begreifen.

Das hört sich jetzt erstmal so ein bisschen wie selbstverständlich an, aber sehe das mal so.

Du weißt jetzt, dass die Abschreibungen nicht ohne Grund anfallen, sondern sie repräsentieren den Wertverlust Deines Vermögens.

Wertverlust bedeutet nichts anderes, dass irgendwann auch Ersatzanschaffungen anstehen. So darfst Du bspw. in Modernisierungen irgendwann neu investieren.

Was bedeutet das jetzt für Dich als Unternehmer?

Abschreibungen sind eine gute Richtschnur für Dich, was du an Rücklagen bilden solltest, um das Geld für Ersatzinvestitionen zu haben.

Idealerweise bist Du in der Lage aus Deinem Cashflow (dazu mehr in Folge 7), dass Du aus dem Cashflow so viele Rücklagen bilden kannst, dass Du die Abschreibung praktisch wieder auffangen kannst, sodass Dir immer genügend Geld für Ersatzinvestitionen oder Modernisierungsinvestitionen zur Verfügung steht.

Nur so kannst Du nämlich gewährleisten, dass Du immer ein modernes Unternehmen hast in dem Sinne, dass Deine Ausstattung auch modernen Standard genügt.

Machen wir uns nichts vor, das ist das, was wir uns eigentlich auch alle wünschen!

bleib' erfolgreich!

Jörg Roos

Für Selbstständige & Geschäftsführer mache ich Finanzen einfach, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen und so unternehmerisch gesund wachsen können.

Last Updated on 14. Januar 2022 by Jörg

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