Die nette Vorzimmerdame lächelt Dich an und fordert Dich mit einer einladenden Geste auf, ihr zu folgen. Ihr geht einen langen Flur entlang, vorbei an mehreren Bürotüren. An den Wänden steht immer mal wieder ein Buchstabe. Mal ein „R“, dann auf der gegenüberliegenden Wand ein „E“. Am Ende des Flurs steht eine Tür offen und die Dame bittet Dich einzutreten. Ein Meetingraum.
„Herr Müller wird in 5 Minuten da sein. Bitte nehmen Sie schon mal Platz.“
Während Du wartest, freust Du Dich noch einmal darüber, wie stark Dein Umsatz in den letzten Monaten gestiegen ist. Das war viel Arbeit. Aber jetzt bist Du glücklich.
Plötzlich schießt es Dir durch den Kopf. Du weißt, wofür die Buchstaben an den Wänden des Ganges stehen.
RENTABILITÄT.
Das Wort kennst Du. Aber so überraschend für Dich dieser Geistesblitz kam, so unsicher bist Du Dir jetzt, ob Du das Wort auch wirklich richtig verstehst.
Rentabilität – was bedeutet das eigentlich genau?
Die Tür öffnet sich und Daniel Müller betritt den Raum. Ihr seid zusammen in die Schule gegangen und habt euch damals schon gut verstanden. „Schön, dass Du da bist. Herzlich willkommen!“, ruft er Dir freundlich zu.
„Danke, ich freue mich auch. Ich bin schon gespannt, was Du zu den neuen Zahlen sagst. Übrigens, ich frage mich gerade, ob ich wirklich genau weiß, was Rentabilität bedeutet. Ich habe nämlich Euer lustiges Buchstabenrätsel an der Wand gelöst. Das hat mich dann etwas nachdenklich gemacht."
Herr Müller lächelt. „So kenne ich Dich. Du hast früher schon alles und jeden hinterfragt. Wenn Du magst, dann will ich es Dir gerne erklären."
Er platziert seine Unterlagen direkt gegenüber auf dem Tisch, stellt sich an das Whiteboard und legt direkt los.
Die Rentabilität ist eine der wesentlichen Erfolgskennzahlen in jedem Unternehmen. Strenggenommen, gibt es aber DIE Rentabilität gar nicht. Vielmehr gibt es verschiedene Arten von Rentabilität, die Du unterscheiden solltest. Aber dazu gleich mehr.
Allgemein kann man sagen, dass mit der Rentabilität gemessen wird, ob sich das Geschäft, dass Du mit Deinem Unternehmen betreibst, auch wirklich lohnt. Es wird also damit gemessen, ob sich der Einsatz, den Du mit Zeit und Geld erbringst, am Ende auszahlt. Dazu wird die Bezugsgröße mit dem Gewinn ins Verhältnis gesetzt.
Viele verwenden auch den Begriff Rendite als Synonym für den Begriff Rentabilität.
Im Gegensatz zum Gewinn, den Du errechnest, wenn Du von den Einnahmen Deine Ausgaben inkl. Steuern abziehst, ist die Rentabilität aber keine absolute, sondern eine relative Kennzahl.
Bei absoluten Kennzahlen, wie eben dem Gewinn, hast Du einen Betrag in z.B. EURO als Ergebnis. Bei relativen Kennzahlen ist es ein Prozentsatz.
Die Daten, um Deine BWA zu errechnen findest Du im wesentlichen in Deiner BWA und in Deiner Bilanz.
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Mit diesen Kennzahlen sparst du viel Zeit bei deinen Finanzen, die du dann für deine Kunden oder als Freizeit nutzen kannst!
Warum ist Rentabilität für Dein Unternehmen wichtig?
Es gibt doch diesen alten Spruch „Erfolg ist relativ“.
Den hast Du doch auch schon gehört, oder?
Ein Betrag in EURO sagt nur ziemlich wenig darüber aus, wie gut und effizient in Deinem Unternehmen gearbeitet wird. Gerade wenn externe Experten Dein Unternehmen beurteilen, werden sie Vergleiche zu Deinen Wettbewerbern ziehen wollen (sog. Betriebsvergleiche).
Das geht nur, wenn man eine vergleichbare Datenbasis hat. Nimmst Du nun eine relative Kennzahl, wie zum Beispiel Rentabilität, dann kannst Du solche Betriebsvergleiche deutlich besser machen. Deshalb ist die Rentabilität für jedes Unternehmen eine zentrale Kennzahl.
Aber nicht nur externe Experten können von dieser Kennzahl profitieren. Auch Dir als Unternehmer, spielt sie in die Karten. Denn wenn Du auf Messen oder Stammtischen mit Deinen Wettbewerbern, Kunden oder Lieferanten redest, kannst Du den Erfolg Eurer Unternehmen mit dieser Kennzahl als Prozentsatz sehr schön vergleichen. Du gewinnst so sehr wichtige Rückschlüsse auf die gesamte Wertschöpfungskette im Markt und auch, wie gut Du Deine unternehmensinternen Prozesse im Griff hast.
Ich habe Dir oben das Dreieck der Unternehmenssteuerung eingebaut. Dort siehst Du die wesentlichen Einflussfaktoren für eine nachhaltige und profitable Unternehmenssteuerung.
Das es wichtig ist, dass Du – zumindest mittel- bis langfristig – Gewinn erwirtschaftest, sollte klar sein. Wenn Du nicht irgendwann anfängst dauerhaft mehr einzunehmen als auszugeben, ist Dein Geschäftsmodell nicht gut genug. Hart gesprochen: Der Markt lehnt Dich ab und Du wirst über kurz oder lang ausscheiden.
Welche Arten von Rentabilität gibt es denn? Und wie werden sie berechnet?
Wie schon gesagt. DIE RENTABILITÄT gibt es nicht.
Was aber ganz wichtig ist, ist Rentabilität von Profitabilität bzw. Wirtschaftlichkeit zu unterscheiden.
Profitabilität ≠ Rentabilität
Die Profitabilität, oder eben Wirtschaftlichkeit, meint den wirtschaftlichen Erfolg im Verhältnis zu den dafür eingesetzten Mitteln. Hierbei wird aber NICHT der Gewinn ins Verhältnis zu der Bezugsgröße gesetzt, sondern der Aufwand, den Du betreibst, um das Ergebnis zu erhalten.
Es ergibt sich also hierbei das Verhältnis:
Ertrag / Aufwand
Ist das Ergebnis größer als 1, so arbeitest Du in Deinem Business profitabel, ist es kleiner als 1, hast Du ein Verbesserungspotenzial gefunden.
Die Unterscheidung ist mir gerade wichtig, da viele Unternehmer Rentabilität und Profitabilität verwechseln.
Du jetzt nicht mehr.
Also zurück zum eigentlichen Thema.
Typischerweise werden in der betrieblichen Praxis 3 Arten von Rentabilität unterschieden.
Umsatzrentabilität
Die Umsatzrentabilität misst, wieviel Prozent Gewinn Dein Business pro EURO Umsatz erwirtschaftet. Je höher der Prozentsatz ist, desto mehr Gewinn bleibt also pro Umsatz in Deinem Unternehmen.
Umsatzrentabilität = (Gewinn / Gesamtumsatz) x 100
Wenn Du mit Deinem Unternehmen also 500.000 EUR Umsatz und 78.000 EUR Gewinn erwirtschaftest, dann beträgt Deine Umsatzrentabilität:
???
??
?
Richtig: 15,6%
Gesamtkapitalrentabilität
Die Gesamtkapitalrentabilität misst, wie Dein Unternehmen mit dem eingesetzten Kapital umgeht. So wird die Frage beantwortet, wieviel Prozent Gewinn jemand macht, der eine Summe x in Dein Unternehmen investiert. Dabei werden neben Deinem Eigenkapital auch die Fremdkapitalzinsen berücksichtigt.
Gesamtkapitalrentabilität = ((Gewinn + Fremdkapitalzinsen) / Gesamtkapital) x 100
Wenn Du mit Deinem Unternehmen also 78.000 EUR Gewinn erwirtschaftest, neben Deinem Eigenkapital von 300.000 EUR auch noch ein Darlehen über 100.000 EUR aufgenommen hast, für das Du 3% Zinsen bezahlst, dann beträgt Deine Gesamtkapitalrentabilität:
- Fremdkapitalzinsen: 100.000 EUR x 3% (p.a.) = 2.340 EUR Zinsen pro Jahr
- Gesamtkapital: Eigenkapital + Fremdkapital = 400.000 EUR (das entspricht auch der Bilanzsumme)
- Gesamtkapitalrentabilität = ((78.000 + 2.340) / 400.000) *100 = 20,1 %
Wenn also 10.000 EUR in Dein Unternehmen investiert werden, dann ist mit einem Gewinn von 2.000 EUR zu rechnen.
So findest du schnell und zuverlässig
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Eigenkapitalrentabilität
Die Eigenkapitalrentabilität untersucht, wie rentabel das eingebrachte Eigenkapital in Deinem Unternehmen angelegt ist. Weil es eben „nur“ um das Eigenkapital geht, spricht man hierbei auch von der Unternehmersicht, oder Innensicht auf das Unternehmen.
Eigenkapitalrentabilität = (Gewinn / Eigenkapital) * 100
Statt eines Rechenbeispiels, bitte ich Dich folgende Aussage mitzunehmen:
Je höher die Eigenkapitalrentabilität ist, desto krisenfester ist Dein Unternehmen aufgestellt. Experten reden dann gerne von einer stabilen Eigenkapitalsituation!
Wichtig: Bitte verwechsle diese Kennzahl nicht mit der Eigenkapitalquote. Diese meint nämlich das Verhältnis zwischen Eigenkapital / Gesamtkapital.
Aber das war Dir schon klar, oder?
Fremdkapitalrentabilität
Die Fremdkapitalrentabilität untersucht, wie sich die durchschnittlichen Zinsbelastungen für das aufgenommene Fremdkapital (also Kredite) in Deinem Unternehmen auswirken.
Achtung! Die passende Formel zur Berechnung ist nun etwas anders. Immerhin ist ja auch die Betrachtungsweise hierbei eine völlig andere:
Nimm Dir bitte hierzu folgende Aussage mit:
Je höher die Fremdkapitalrentabilität ist, desto mehr Geld ist an Deine Geldgeber geflossen - also aus Deinem Unternehmensvermögen abgeflossen! Die Zinskosten sind also hoch.
Fremdkapitalrentabilität = (Fremdkapitalzinsen / Fremdkapital) * 100
Wie Du Rentabilitätskennzahlen für Deinen Geschäftserfolg nutzen kannst
Weißt Du, ich möchte nicht behaupten, dass Rentabilität der heilige Gral der Kennzahlen für Dein Unternehmen ist. Aber es ist eine sehr einfache Kennzahl, die auf jeden Fall deutlich aussagekräftiger ist, als der ausschließliche Fokus auf Absatz und Umsatz.
Es ist gut, wenn Umsatz und Absatz steigen. Das bringt Dir aber nichts, wenn dieses Wachstum nicht rentabel ist. Denk zum Beispiel an eine große Baumarktkette (die mit dem gelben Schriftzug auf blauem Hintergrund), die über Rabattaktionen versucht hat, mehr Umsatz zu generieren. Der Schuss ist nicht nur in diesem Fall nach hinten losgegangen.
Wenn Du Dich auf die Rentabilität in Deinem Unternehmen konzentrierst, wirst Du Dir deutlich leichter damit tun, strategische Entscheidungen zu treffen. Du wirst erkennen, ob Du an Deiner Kostenstruktur arbeiten, über Deine Kunden nachdenken oder Expansionen vorantreiben solltest. Dazu gehören natürlich auch Themen, wie die Neueinstellung neuer Mitarbeiter oder sogar ganzer Teams.
Am Ende geht es nämlich immer um das Verhältnis Gewinn zu Deiner Investition.
Daniel ist mit seinem Vortrag am Ende und setzt sich nun an Deinen Tisch.
„Und? Konnte ich Dir etwas Neues erzählen? Oder hattest Du doch noch alles parat? Hast Du vielleicht noch Fragen, dann lass uns die Gelegenheit jetzt und hier direkt nutzen!“
bleib' erfolgreich!
Jörg Roos
Für Selbstständige & Geschäftsführer mache ich Finanzen einfach, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen und so unternehmerisch gesund wachsen können.
Last Updated on 11. Dezember 2021 by Jörg